Ziegelhütten in Hirschau

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Städtische Ziegelhütte

Bereits im 17. Jahrhundert betreute die Stadt eine Ziegelhütte. Am 24. März 1631 wurde Hans Böb aif sein Ansuchen wieder „zum Ziegelwerk“ angenommen. Es wurde ihm aufgetragen, sich bis zu seiner Bestallung mit tüchtigem Gesinde zu versehen. Die Verwaltung dieser städtischen Ziegelhütte oblag einem Mitglied des Rates, unter dessen Aufsicht ein Ziegler Ziegelsteine, Ziegeltaschen und Kalk herstellte. Die Hütte lag am Schlossweiher. Sie war durch einen Fahrweg, der heutigen Mühlstraße vom Weiher getrennt. Das für den Betrieb nötige Holz lieferte der städtische Waldbesitz.[1]

Da im 18. Jahrhundert die Rentabilität des Betriebs stark nachließ, sah sich die Stadt veranlasst, die Ziegelhütte am 26. Februar 1780 auf drei Jahre an den bisherigen Hüttenverwalter und Mitglied des inneren Rates, Franz Michael Popp, zu verpachten. Während die Stadt den benötigten Lehm lieferte, musste er das notwendige Holz selbst beschaffen. Die Stadt erhielt von jedem Brand 9 Gulden Zins, für 100 Ziegelsteine oder -taschen nahm Popp 1 Gulden ein, ferner 1 Kreuzer Ladegeld, für das Seidel Kalk 40 Kreuzer und 2 Kreuzer Maßgeld.[1]

Als sich eine Besserung der Absatzlage abzeichnete, nahm die Stadt die Ziegelhütte wieder in die eigene Regie. Einerseits drängte die Regierung aus Gründen des Feuerschutzes darauf, neue Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude von Grund auf zu mauern und an Stelle der bisher üblichen Stroh- und Schindeldächer Dächer als Ziegeldächer auszuführen. Zum anderen war die Nachfrage nach Hirschauer Ziegeln nach Bränden in Mantel, Kohlberg und Pfreimd derart gestiegen, dass 1803 zeitweilig ein Mangel an Ziegeln und Kalk eintrat, den auch die bestehenden fünf Ziegelhütten in Kohlberg, Tann, Kemnath bei Neunaigen, Unterschnaittenbach und Lintach sowie die Kalköfen in Seblasmühle, Tann, Kleinschönbrunn und Ehenfeld nicht decken konnte.[1]

Ziegelhütte von Andreas Dorfner und Franz Michael Popp

Die Situation Anfang des 19. Jahrhunderts nutzten Andreas Dorfner und Franz Michael Popp, um auf einem 3 Tagwerk großen Acker des letzteren eine eigene Ziegelhütte „jenseits des Kalvariberges“ in der Heidau zu errichten. An Widerständen von privater Seite, aber auch seitens der Stadt, fehlte es nicht. Die Gründe waren mannigfacher Art. Der Protest der Hirschauer Bäcker beruhte auf der Furcht vor einer weiteren Preissteigerung des ohnehin damals recht teueren Holzes. Einige Bürger, deren Standorte an den künftigen Standort der Hütte auf dem Acker Popps, grenzten, befürchteten Schaden an ihren Grundstücken beim Heranfahren der Kalksteine von Schönbrunn und beim Abtransport der Ziegel und des Kalkes. Darüberhinaus wurde befürchtet, dass die in beträchtlicher Entfernung von der Stadt stehenden Hütte zur Nachtzeit liederlichen Leuten Unterschlupf bieten könnte. Die Stadt sah die Konkurrenz zu ihrer eigenen Ziegelhütte. Da aber nach einer Verordnung die Errichtung von Ziegelhütten unbeschränkt war, erteilte die Landesregierung am 31. Januar 1803 ihre Genehmigung.[1][2]

Nach 1810 verkaufte der Teilhaber Popp seinen Anteil an Dorfner, dessen Beziehungen zur Stadt bis 1819 derarft gespannt waren, dass er den Gang von der städtischen Ziegelhütte zum Schlossweiher mit 100 Klaftern Holz verschlichtete.[1]

Am 31. März 1825 übernahmen die Söhne von Andreas Dorfner Carl Martin, Josef Konstantin und Florian die Hütte zu gleichen Teilen. Carl Martins Teil kam in der Folge an seine Kinder, Josef Konstantins Teil an dessen Sohn Johann.[2]

Zwischen 1850 und 1860 stellten beide Ziegelhütten ihren Betrieb ein.[1]

Ziegelhütte von Florian Dorfner

An der Stelle des Beamtenhauses an der Ehenfelder Straße errichtete 1842 Florian Dorfner eine eigene Ziegelei, die feuerfeste Tonziegel zu Industriezwecken bis nach Böhmen lieferte, daneben auch Industriewerke im Inland, wie 1858 das Hüttenwerk Weiherhammer, 1860 die Grubenverwaltung Erbendorf und das kgl. Berg- und Hüttenamt Fichtelberg, sowie das Eisenwerk Maximilianshütte belieferte. 1869 erweitere Josef Dorfner den Betrieb um einen Kalkofen. 1895 ging auch diese Ziegelei ein.[1]

Ziegelhütte von Michael Wittmann

In der von Andreas Dorfner und Franz Michael Popp gegründeten Ziegelhütte arbeitete ein Binder und Ziegler namens Michael Wittmann aus Parkstein. Nach Auflösung der Hütte von Dorfner und Popp gründete dieser um 1865 eine eigene Hütte auf einem lehmhaltigen Acker, den er bei seiner Verheiratung mit Barbara Bösl 1834 erhalten hatte. Die Hütte vererbte sich auf Michael Wittmanns Sohn gleichen Namens, kam darauf an dessen Bruder Paul. Von diesem übernahm sie 1911 dessen Sohn Karl Wittmann. Dieser betrieb die Hütte bis 1915 regelmäßig und bis 1927 noch zeitweilig.[2]

Ziegelhütte von Michael Schuster

Eine weitere Ziegelhütte gründete 1869 Michael Schuster. Franz Schuster, der sie 1910 von seinem Vater übernahm, war die Ziegelhütte, die am längsten in Betrieb war. In der Hütte wurden handgestrichene Ziegel gefertigt.[2]

Literatur

Einzelnachweise