Walter Scheidemandel

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Walter Scheidmandl
Portrait Walter Scheidemandel
Geburtsdatum:16. Mai 1894
Sterbedatum:4. Dezember 1987

Walter Scheidemandel (* 16. Mai 1894 in Nürnberg; † 4. Dezember 1987 in Parsberg) war ein deutscher Maler.

Leben

Walter Scheidemandel wurde am 16. März 1894 in Nürnberg geboren. Er wuchs in Ebensee bei Nürnberg auf, wo sein Vater als Bahnbeamter tätig war. Nach dem Besuch der Volksschule und des Gymnasiums in Nürnberg begann Scheidemandel 1908 ein Studium an der Kunstgewerbeschule Nürnberg bei Rudolf Schiestl. Diese frühe Ausbildung vermittelte ihm grundlegende gestalterische Fähigkeiten und weckte seine Begeisterung für Grafik und Malerei.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg – in dem er als Kavallerist diente und eine schwere Bauchverletzung erlitt – setzte er seine Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste in München fort. Unter der Anleitung von Professor Peter Halm spezialisierte er sich auf Grafik, Radierung, Lithografie und Tiefdruck. Diese Techniken sollten sein späteres Werk maßgeblich prägen.

Am 4. Dezember 1987 verstarb Walter Scheidemandel im Alter von 93 Jahren.[1]

Die Münchner Zeit

Nach Abschluss seines Studiums war Walter Scheidemandel als freischaffender Künstler in München tätig. Hier entstanden zahlreiche Entwürfe für Glasfenster in sakralen und profanen Bauten, ebenso wie Buchillustrationen für Verlage wie Dressler und Grünwald. Künstlerisch bewegt er sich in einem Umfeld, das auch von Persönlichkeiten wie dem norwegischen Karikaturisten Olav Gulbransson geprägt war. Eine gemeinsame Ausstellung mit Gulbransson und Oberländer im Münchner Glaspalast markierte einen wichtigen Höhepunkt seiner Karriere.[2]

In München heiratete er Anna Spitzner, die Schwester des befreundeten Künstlers Sigmund Spitzner. Die Geburt der Tochter Eva 1924 festigte seinen Lebensmittelpunkt in der bayerischen Landeshauptstadt.

Neuanfang in Parsberg

Während des Zweiten Weltkriegs wurde sein Atelier in München durch Bomben zerstört, viele seiner Werke gingen verloren. Nach Kriegsende zog Scheidemandel nach Parsberg, wo er sich

Walter Scheidemandel während einer Grabung.
Walter Scheidemandel während einer Grabung.

dauerhaft niederließ. Dort widmete er sich erneut verstärkt der Malerei, insbesondere der Porträtkunst und Landschaftsmalerei. Zahlreiche Aquarelle und Ölbilder, etwa mediterrane Impressionen aus Griechenland, Sizilien oder Korsika, entstanden in dieser Zeit.[1]

Ein besonderes Arbeitsfeld entwickelte sich in der Restaurierung und Neugestaltung kirchlicher Innenräume. Seine Erfahrung mit Fresko- und Seccofresko-Techniken sowie Grisaillemalerei ermöglichte es ihm, großflächige Wand- und Deckengemälde auszuführen – oft als Ersatz für historistische Nazarenerarbeiten des 19. Jahrhunderts, deren Übermalungen im Zuge denkmalpflegerischer Neuorientierung entfernt wurden.[2]

Ausszug aus der Kichengeschichte Deining[3] "1960 die Innenrenovierung der Pfarrkirche beginnt. Die Malerarbeiten wurden an die  Fa. Preis, Parsberg zum Betrag von 6000 DM vergeben, die Fa. Schneider wurde beauftragt, die Fenster zum Preis von 6000 DM herzustellen. Die Fa. Scheidemantel ["Scheidemandel" Anm.. des Autors] aus Parsberg behandelte die Gemälde nach Angabe des Landesamtes für 5000 DM, das Gerüst stellte die Fa. Klebl aus Neumarkt für 3000 DM zur Verfügung, für Maurerarbeiten waren 2000 DM veranschlagt. Die Lautverstärkeranlage lieferte die Fa. Philipps aus Nürnberg für 2000 DM, die Kirchenbänke fertigte die Fa. Sippl aus Deining für 2000 DM."

Werk

Walter Scheidemandels Œuvre ist stilistisch vielschichtig, jedoch thematisch klar gegliedert. Besonders prägend ist seine religiöse Malerei. Ein herausragendes Beispiel stellt die Darstellung der Gottesmutter Maria aus den 1950er Jahren dar, die jüngst nach Teublitz zurückkehrte. In ihr verbinden sich technische Perfektion, kompositorische Klarheit und emotionale Tiefe mit einer sensiblen Einbettung lokaler Motive – etwa dem Burglengenfelder Burgberg.[4]

Darüber hinaus ist Scheidemandels Affinität zur Vor- und Frühgeschichte sowie zur Mythologie auffällig. Seine Darstellungen germanischer Szenen, Geistermotive und Totentänze werden oft vor dem Hintergrund oberpfälzischer Landschaften inszeniert. Die Natur, insbesondere Pferde und Schmetterlinge, ist dabei wiederkehrendes Element seiner Bildsprache.

In zahlreichen Werken finden sich Spuren seiner naturkundlichen Interessen. Seine systematisch angelegte Schmetterlingssammlung, die schließlich dem Naturkundemuseum Regensburg übergeben wurde, zeugt ebenso davon wie sein Engagement in der Laienarchäologie.[5]

Rezeption

Walter Scheidemandel war ein in Parsberg und darüber hinaus geschätzter Künstler und Wissenschaftler. Sein interdisziplinäres Schaffen umfasste insbesondere die Bereiche Malerei, Archäologie und Naturforschung. In der bildenden Kunst widmete er sich bevorzugt Motiven der antiken Mythologie, wobei Pferdedarstellungen ein wiederkehrendes Sujet bildeten. Darüber hinaus hielt er in seinen Werken auch das ländlich geprägte Alltagsleben seiner oberpfälzischen Heimat fest.[5]

In den späten 1950er-Jahren wurde Scheidemandel auch durch einen archäologischen Fund bekannt: Im Zuge der Neutrassierung und Asphaltierung der Velburger Schotterstraße entdeckte er nahe der Steinmühle eine steinzeitliche Siedlungsstelle unter dem neu angelegten Straßenverlauf. Bei den darauf folgenden Grabungen zeigte sich seine ausgeprägte Beobachtungsgabe, insbesondere im Erkennen von Farbveränderungen im Erdreich, die auf archäologisch relevante Schichten hinwiesen. Zeitzeugen berichten von seiner geduldigen und aufgeschlossenen Art im wissenschaftlichen Dialog, trotz der widrigen Umstände durch baubedingte Zerstörungen.[5]

Scheidemandels künstlerische Handschrift findet sich in zahlreichen Kirchen, öffentlichen Gebäuden und Privathäusern in Parsberg und der umliegenden Region. Besonders anspruchsvoll gestalteten sich seine Arbeiten in ungeheizten Kirchenräumen, etwa bei der termingerechten Ausführung von Deckenfresken. Trotz solcher Herausforderungen leistete er einen prägenden Beitrag zur kulturellen Identität der Stadt Parsberg und der Oberpfalz. Sein Werk gilt bis heute als bedeutendes Zeugnis regionaler Kunst- und Kulturgeschichte.[5]

Walter Scheidemandel verstarb am 4. Dezember 1987 im Alter von 93 Jahren. Im selben Jahr wurde ihm für sein umfangreiches Schaffen die Goldene Verdienstmedaille der Stadt Parsberg verliehen. Seine Werke gelten bis heute als bedeutende Zeugnisse regionaler Kunst- und Kulturgeschichte. Die Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Heimatliebe macht sein Werk zu einem außergewöhnlichen Beispiel interdisziplinären Schaffens im 20. Jahrhundert.[2]

Werkliste

Tafel Burgmuseum
Tafel Burgmuseum

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Tafel im Burgmuseum Parsberg mit Lebenslauf von Spitzner und Scheidemandel
  2. 2,0 2,1 2,2 Theo Franz (2007), "Walter Scheidemandel", Ausstellungskatalog vom26.Mai-12 Juni 2007 Burg Parsberg, Auflage 1
  3. https://deining.de/gemeinde/geschichte/kirchengeschichte/
  4. https://lokalnet.de/nachrichten/gemaelde-findet-den-weg-zurueck-nach-teublitz/
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 Anton Schweizer, "Parsberger Alltagsgeschichten – aus längst vergangener Zeit“, Auflage 2, 2020 Seite 159/160