Landwirtschaftsschule Regensburg

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Die landwirtschaftliche Winterschule in Regensburg war eine 1868 eröffnete Schule und die erste ihrer Art in der Oberpfalz sowie die dritte in Bayern nach Würzburg (1861) und Ansbach (1866).

Gründung und Anfangszeit

Nachdem das Kgl. Staatsministerium des Handels und der öffentlichen Arbeiten 1868 die Genehmigung dazu erteilte, fasste das Kreis-Komitee des landwirtschaftlichen Vereins der Oberpfalz und von Regensburg am 12. Oktober 1868 den einstimmigen Beschluss, in Regensburg eine landwirtschaftliche Winterschule zu er­richten. Die Stadt Regensburg stellte dazu einen Unterrichtsraum des Realgymnasiums im Thon-Dittmer-Palais am Haidplatz zur Verfügung. Am 15. November 1868 konnte der Regierungspräsident, Herr von Pracher, die Schule eröffnen. Dazu ist folgender Bericht überliefert:

„Eröffnung der landwirthschaftlichen Winterschule betr.: Die neu gegründete landwirthschaftliche Winterschule dahier wurde unter dem Heutigen von dem k. Regierungs-Präsidenten im Beisein des Regierungs-Referenten und der Vorstände der Anstalt, nämlich des königl. Bezirksamtmanns, des Regierungsrathes Martin, des Rektors der hiesigen Kreis-Gewerbeschule, Dr. Bischof und des Obmanns der hiesigen Baumannschaft, Oekonomen Wagner, dann einer größeren Anzahl von Nobilitäten und Vätern der Zöglinge feierlich eröffnet. Der k. Regierungspräsident rief hiebei die anwesenden Schüler, 17 an der Zahl, namentlich auf, ermunterte sie, die ihnen so liberal gebotenen Mittel mit allem Eifer zu benützen, um dereinst als tüchtige Oekonomen ihren Standesgenossen in jeder Art des oekonomischen Fortschritts voran­zugehen. Sodann wurden die Lehrräume und übrigen Attribute der Anstalt besichtigt und voll­kommen entsprechend befunden. Möge nunmehr das unter günstigen Auspizien begonnene Werk zum Segen des Regierungsbezirkes gedeihen, möge das gute Beispiel, das hier die in die Anstalt eingetretenen jungen Leute gaben, die das Wort ›Schule‹ nicht scheuten, von Jahr zu Jahr mehr Nachahmung finden. Die Namen der eingetretenen Schüler, welche den geachtetsten Familien angehören, sind: Ehrl Michael von Cham, Mulzer Georg von Oberweiherhaus, k. Bezirksamts Burglengenfeld, Weidner Xaver von Eiglasdorf, k. Bezirksamts Kemnath, Arnold Georg von Hei­denkofen, Beck Joseph von Pondorf, Brückl Karl von Mintraching, Putz Johann von Aufhausen, Dietl Mathias von Amhof, Schweiger Xaver von Hagelstadt, Stiegler Josef von Rogging, Linder­meier Max und Beck Alois von Triftlfing, sämtliche vom k. Bezirksamt Regensburg, Neumaier von Posthof, Rauchenecker Anton von Burgweinting, Weigl Alois und Weigl Johann von Hasel­hof, sämmtliche vom k. Bezirksamt Stadtamhof, Buchner Johann von Wiesau, k. Bezirksamts Tirschenreuth. Aus der Kreishauptstadt Regensburg selbst hat sich kein Schüler gemeldet. Regensburg, den 16. November 1868.“

Die Schüler kamen also aus der ganzen Oberpfalz. Sie waren zwischen 14 und 21 Jahre alt. 11 Schüler kamen nach Schulbeginn noch dazu. Von den Vätern der Schüler waren 10 Ökonomen, 4 Bauern, 1 Söldner, 4 Wirte, 7 Handwerker (davon 4 mit Landwirtschaft), je einer Instituts-Inhaber und Oberstleutnant. Einen offiziell bestellten Schulleiter gab es nicht. Die Oberaufsicht und auch die örtliche Organisation (Anmeldung etc.) lag beim landwirtschaftlichen Bezirkskomitee des land­wirtschaftlichen Vereins, dessen Vorsitz der Bezirksamtmann Martin führte. Trotz vier Austritten stieg die Schülerzahl bis zum Ende des Schulwinters auf 28 an. Dieses Interesse führte wohl zu der Überlegung, die Schulzeit auf zwei Winter auszuweiten, wovon allerdings nur drei Schüler Gebrauch machen wollten. Schließlich führte auch der Krieg gegen Frankreich dazu, dass die Schülerzahl 1870 auf sechs schrumpfte. In den Folgejahren stieg die Schülerzahl jedoch wieder deutlich an, sodass für 1876/77 ein zweiter Kurs mit 12 Schülern verwirklicht werden konnte.

Die räumlichen Verhältnisse im Thon-Dittmer-Palais waren schon von Anfang an knapp. Als jedoch 1880 in Regensburg ein zweites, humanistisches Gymnasium errichtet wurde, musste die Winterschule im Thon-Dittmer-Palais weichen. Die Stadt hatte deshalb in der Westnerwacht nahe dem Judenstein einen Teil des mit der St. Leonhardskirche baulich verbundenen Malteser-Kommende-Gebäudes angemietet und darin zwei Lehrzimmer und zwei Samm­lungsräume eingerichtet. Schon 5 Jahre später, 1885, wurde das Gebäude an das bischöfliche Knabenseminar verkauft und die Winterschule zog in das südlich davon gelegene städtische An­wesen Weitoldstraße 1 um. Von 1885 bis 1952 sollte die Winterschule dort ihre be­scheidene Bleibe haben.

Die beginnende Blüte der Schule

Bis zur Jahrhundertwende hatte die landwirtschaftliche Winterschule einen erfreulich guten Zu­spruch. Jährlich besuchten durchschnittlich 30 Schüler den 1. Kurs, wovon gut die Hälfte jeweils auch den 2. Kurs absolvierte. Trotz bestmöglicher Aufklärung war die Notwendigkeit der zwei­klassigen Schule vielen Landwirten schwer zu vermitteln. Die Schule hatte einen guten Ruf und war mit Lehrmitteln und Fachbüchern gut ausgestattet. Die botanische Gesellschaft Regensburg hatte der Schule ein Herbarium mit den wichtigsten Unkräutern geschenkt. Das Kreiskomitee hatte eine Mineraliensammlung sowie eine reichhaltige Sammlung sehr sorgfältig gearbeiteter Modelle beschafft von Ackergeräten, Tiermodellen aus Gips (Zuchtziel bei Pferd, Rind und Schwein), dem Wiederkäuermagen des Rindes, des Pferdehufes oder präparierten Schädlingen.

Da es kein Internat gab, wohnten die Schüler in möblierten Zimmern in der Stadt, wobei der Hausmeister stets einige Schüler beherbergte. Für alle Schüler bestand Schulgeldfreiheit, bedürf­tige Schüler erhielten Beihilfen. Dazu trugen viele Organisationen bei, vor allem aber die Her­kunfts-Bezirksämter der Schüler. Hauptamtliche Lehrer, vor allem mit landwirtschaftlicher Aus­bildung, gab es immer noch nicht. Im Schulwinter 1891/92 waren z.B. 16 nebenberufliche Lehr­kräfte an der Schule tätig. Da die Lehrkräfte aus anderen Schulen, Behörden und Organisationen anfänglich unentgeltlich Unterricht zu erteilen hatten, gab es gelegentlich schon Klagen über mangelnden Diensteifer. Schließlich vergütete man auch hier pro Unterrichtsstunde 1 Mark und 50 Pfennige. Zum Schulschluss im März gab es jeweils eine öffentliche (mündliche) Schluss­prüfung. Im Jahre 1889 war das Unterrichtsfach „Schönschreiben“ eingeführt worden. Überliefert ist dazu, dass die Schönschriften und Zeichnungen der Regensburger Schüler beim Zentral­landwirtschaftsfest 1890 im Münchner Glaspalast ausgestellt waren und dort eine bronzene Ver­einsdenkmünze erringen konnten. Von einer landwirtschaftlichen Fachschule war man in dieser Zeit wohl noch ein Stück weit entfernt. Das sollte sich mit Beginn des neuen Jahrhunderts ändern.

Professionalisierung des Schulbetriebs

Das Kgl. Staatsministerium des Inneren, Abt. Landwirtschaft, Gewerbe und Handel stellte um die Jahrhundertwende staatliche „Wanderlehrer“ als Landwirtschaftsberater auf, die gleichzeitig an den landwirtschaftlichen Winterschulen als hauptamtliche Lehrkräfte und Schulleiter wirken sollten. Der Schule in Regensburg wurde dabei 1901 der staatlich geprüfte Kgl. Landwirtschaftslehrer Rudolf Schüler zugeteilt, der dann 1902 zum Schulvorstand ernannt wurde. Sein Büro erhielt er, wie auch später die beiden weiteren Lehrkräfte, wenig komfortabel im Schulgebäude in der Weitoldstraße. Rudolf Schüler übernahm den gesamten landwirtschaftlichen Fachunterricht, welcher nach einem neuen Lehrplan auch deutlich ausgeweitet worden war. Gleichzeitig hatte er die „Wanderlehre“ (Landwirtschaftsberatung) in den Bezirksämtern Regensburg, Stadtamhof, Burglengenfeld und im Amtsgerichtsbezirk Hemau wahrzunehmen. Dieses Dienstgebiet entsprach auch dem inzwischen verkleinerten Schulsprengel, nachdem um die Jahrhundertwende in Neumarkt, Tirschenreuth, Amberg und Cham weitere Landwirtschaftsschulen entstanden waren. Die Schülerzahlen gingen dadurch etwas zurück, jedoch besuchten nun deutlich mehr Schüler auch den 2. Kurs. Ein besonderer Gewinn für die Schule war ab 1906 auch die Einrichtung eines zwei Tagwerk großen Versuchsfeldes. Im Jahre 1911 wurde dort ein „Bespritzungsversuch für Kartoffeln gegen Pilzbefall (Krautfäule) mit verschiedenen Mitteln“ durchgeführt.

Das Bayerische Jubiläumsjahr 1906

Der Schulbericht für das 38. Schuljahr 1905/1906 schildert, dass den 1. Kurs 25 Schüler besuch­ten aus den Bezirksämtern Regensburg, der Stadt Regensburg, Stadtamhof, Eggenfelden, Pars­berg, Neunburg vorm Wald und Beilngries. Ein besonderes Schulereignis war die am 13. Januar 1906 anlässlich des 100jährigen Bestehens des Königreiches Bayern abgehaltene interne Schul­feier, welcher das nachstehende Programm zugrunde lag:

  1. Schülerchor: Gott mit Dir Du Land der Bayern.
  2. Festrede, gehalten vom Schulvorstand.
  3. Schülerchor: Heil dem Regenten, Heil!
  4. Gedicht: Vater Max, vorgetragen von L. Luft (II. Kurs).
  5. Gedicht: Max I., vorgetragen von J. Augsburger (I. Kurs).
  6. Gedicht: Ludwig I., vorgetragen von W. Hege (I. Kurs).
  7. Gedicht: Max II., vorgetragen von L. Prößl (I. Kurs, Adlersberg).
  8. Gedicht: Ludwig II., vorgetragen von A. Grueber (II. Kurs).
  9. Gedicht: Prinzregent Luitpold, vorgetragen von G. Sennebogen (II. Kurs).
  10. Schülerchor: Sei gegrüßt, o Heimaterde!“

Das war die Zeit der „Königlichen landwirtschaftlichen Winterschule“. Alles was man war und hatte verdankte man der Gnade des Hauses Wittelsbach. In Regensburg werden bereits im Schuljahr 1881/82 17 Lehrausflüge und Besichtigungen er­wähnt, darunter

  • die Lanz’sche Maschinenniederlage in Kumpfmühl,
  • die Fikentscher’sche Zuckerfabrik in Regensburg,
  • die Rehbach’sche Bleistiftfabrik daselbst,
  • die Ökonomiegüter Karthaus und Königswiesen,
  • die Maschinenfabrik und Eisengießerei von Zorn,
  • die Leuchtgasfabrik in Regensburg,
  • die Kalkbrennerei von Funk an der Walhallastraße,
  • die Ökonomie und Branntweinbrennerei von Fr. Bartel in Regensburg,
  • die reichen Sammlungen des zoologischen Vereins,
  • die Sammlungen des historischen Vereins in der Ulrichskirche.

Im Schulbericht 1930/31 erscheinen weitere Besichtigungen:

  • Besichtigung von 2 Ford-Traktoren am Unterislinger Weg,
  • Besichtigung des Holzlagers im Hafen zwecks Holzbewertung, Sortenwahl etc.,
  • Lehrausflug zur bahneigenen Gärtnerei bei Prüfening,
  • Besichtigung des Frommʼschen Gutes Etterzhausen,
  • Besichtigung des Milchhofes der genossenschaftlichen Milchverwertung,
  • Besichtigung des Lagerhauses der Bayerischen Warenvermittlung Regensburg.

Der Schulvorstand Rudolf Schüler war enorm fleißig, auch zahlreiche Fachveröffentlichungen, z.B. im „Bauernfreund“, der Fachzeitschrift des Kreiskomitees des landwirtschaftlichen Vereins Oberpfalz, sind von ihm überliefert. Inzwischen zum Landwirtschaftsrat 1. Klasse ernannt wurde ihm 1914 auch der Ehrentitel „Ökonomierat“ verliehen. Im Jahre 1908 konnte Rudolf Schüler als Lehrkraft teilweise entlastet werden, nachdem Dr. Albert Sengmüller als weiterer Fachlehrer der Schule zugeteilt wurde. Ab 1912 stand eine dritte Fachlehrkraft zur Verfügung. Von 1914 bis 1919 ruhte der Schulbetrieb, da sowohl der Schulvorstand Schüler wie auch Assistent Hirschberg zeitweise zum Heeresdienst eingezogen waren. Aber auch an Schülern mangelte es kriegsbedingt in dieser Zeit. Dem Schulbericht 1919/20 war treffend als Motto vor­angestellt: „Das Schwert kann Länder verwüsten, erhalten kann sie nur der Pflug.“ Wie andernorts erfolgte 1920 auch in Regensburg unter dem neuen Schulträger des Kreises Ober­pfalz die Umbenennung in Kreis-Landwirtschaftsschule. Nach 36 Jahren als Schulvorstand trat Direktor Ökonomierat Rudolf Schüler 1938 in den Ruhestand. Da er sich erlaubt hatte, die nationalsozialistische Schulpolitik kritisch zu bewerten, gab es keine große Verabschiedung. In knapper Form bekam er bestätigt, „dass sich unter seiner Führung die Kreis-Landwirtschaftsschule zu einer anerkannten Bildungsstätte für junge Bauern entwickelt hatte“. Sein Lebenswerk war mehr, er hatte als äußerst engagierter Fachmann mehr als eine Generation führender Landwirte ausgebildet und damit viel zur Entwicklung der Land­wirtschaft im Landkreis Regensburg und darüber hinaus beigetragen. Seit der Gründung des Vereins ehemaliger Landwirtschaftsschüler Regensburg im Jahre 1906 pflegte er auch über die Schulzeit hinaus einen engen fachlichen und persönlichen Kontakt zu seiner „Schulfamilie“.

Seinem Nachfolger Direktor Lorenz Marr war es ein großes Anliegen, die räumlichen Verhältnisse der Schule durch einen Neubau zu verbessern und auch eine Abteilung Hauswirtschaft einzurichten, was allerdings erst nach 1945 gelang. Während des Zweiten Weltkrieges konnte 1940/41 nur ein 1. Kurs eröffnet werden, 1941/42 wurde wieder zweiklassig unterrichtet, 1942/43 war wiederum nur ein 1. Kurs möglich, der im Folgejahr als 2. Kurs geführt wurde. In den Winterhalbjahren 1944/45 und 1945/46 ruhte der Schulbetrieb ganz. Bei einem Bombenangriff im November 1944 wurde das Schulgebäude inkl. Inventar erheblich beschädigt.

Neubeginn nach 1945 mit einer Abteilung Hauswirtschaft

Im Herbst 1946 konnte der Schulbetrieb im altersschwachen und bombengeschädigten Schul­ge­bäude in der Weitoldstraße mit 59 Schülern wieder aufgenommen werden, darunter auch einige „Flüchtlinge“ (Heimatvertriebene), 17 Schüler waren kriegsversehrt. Im Jahre 1947 bot sich die Möglichkeit, eine Abteilung Hauswirtschaft zu schaffen. Nachdem in der Stadt Regensburg kein geeignetes Gebäude zu bekommen war, wurde man im Schloss des Grafen von und zu Lerchenfeld in Köfering fündig. Die Einrichtung der Schule mit Internat im Nordtrakt des Schlosses war nicht einfach, denn die Fußböden, Fenster und Türen waren stark beschädigt und Baumaterial schwer zu beschaffen. Das Landwirtschaftsministerium förderte das Vorhaben nach Kräften, auch Landwirte aus dem Landkreis, insbesondere die Gräflich von Ler­chenfeld’sche Gutsverwaltung, halfen mit und etliche Handwerker zeigten tatkräftigen Einsatz bei der Instandsetzung der Räume. Aber auch Möbel und Einrichtungsgegenstände fehlten, sodass die Schülerinnen zunächst „aus dem Koffer“ lebten. So mussten ausgeliehene Schränke und Stühle genügen und das Landwirtschaftsministerium steuerte Holzbezugsscheine zur Beschaffung der Internatsbetten bei. Die Schulküche war nur behelfsmäßig eingerichtet, sodass die nach und nach organisierten oder beschafften Kochtöpfe, Schüsseln und sonstigen Gerätschaften freudig begrüßt wurden, ebenso die Nähmaschinen für den Handarbeitsunterricht. Auch wenn Lebensmittel noch der Bewirtschaftung unterlagen war die Verpflegung kein Problem, denn die Schülerinnen steuerten von zuhause das Nötige bei. Das gewagte Provisorium gelang und die Schülerinnen waren mit großem Eifer dabei und nähten und kochten mit Freude. Die Anmeldungen waren so zahlreich, dass nach dem ersten Winterkurs 1947/48 ein Sommerkurs eingeschoben wurde. Auch in den Folgejahren war die für 24 Schülerinnen eingerichtete Schule in Köfering stets voll besetzt. Die Leitung der Abteilung Hauswirtschaft war Landwirt­schafts­ober­lehrerin Hildegard Becher übertragen worden.

Die neue Schule am Weinweg

Da die räumlichen Verhältnisse bei beiden Abteilungen der Landwirtschaftsschule ungenügend waren, nahm sich Landrat Leonhard Deininger, Mitglied des Landtags, der Sache an, kräftig unterstützt vom BBV-Präsidenten der Oberpfalz, Kreisrat und Senator Anton Koch aus Niedert­raubling. Der Kreistag des Landkreises Regensburg beschloss schließlich in seiner Sitzung vom Dezember 1950 einstimmig, die Trägerschaft für die Landwirtschaftsschule zu übernehmen und am Weinweg in Regensburg ein neues Schulgebäudes zu errichten. Das Landwirtschafts­ministerium steuerte Eigenmittel bei und beschaffte ERP-Mittel, ein Zuschuss der Stadt Regens­burg und Spenden der Landwirtschaft ergänzten das finanzielle Engagement des Landkreises. In dem großzügigen Neubau war Platz für beide Abteilungen der Schule mit Klassenzimmern, Schulküche, Werkraum und Internat für Burschen und Mädchen. Zum Bauprogramm gehörte auch ein Amtsgebäude für das Landwirtschaftsamt sowie eine Dienst­wohnung für den Amtsvorstand. Zu Schulbeginn im November 1952 konnte das Gebäude mit einer kleinen Feier seiner Be­stimmung übergeben werden. 80 Schüler und 24 Schülerinnen zogen in die neue Schule ein. Die feierliche Einweihung durch Erzbischof Dr. Michael Buchberger fand allerdings erst zwei Jahre später statt, im November 1954. Nach der Überlieferung war der Herr Erzbischof 1952 anschei­nend nicht bereit, der neuen Schule unter protestantischer Leitung seinen Segen zu geben. Als im April 1954 der evangelische Schulvorstand in Pension ging, war dann der Weg dafür frei. Mündlich überliefert ist auch, dass sich ein nicht rechtgläubiges (evangelisches) Mitglied des Lehrkörpers, ein Pfarrersohn, bei der Einweihungsfeier weigerte, den Ring des Erzbischofs zu küssen, was kritisch aufgenommen wurde.

Zur feierlichen Einweihung war auch Landwirtschaftsministers Dr. Alois Schlögl in Regensburg angesagt. Dabei war zu klären, wie der Herr Staatsminister vom Bahnhof zur neuen Schule an den Weinweg kommt. Allen Landwirtschaftsämtern war damals aus ERP-Mitteln als Dienstfahrzeug ein VW-Kombi zur Verfügung gestellt worden, grün lackiert wie die Polizeifahrzeuge, deshalb ebenso „Grüne Minna“ genannt. Mangels Sitzgelegenheit im Inneren des Laderaums beschloss man, den besten Bürosessel des Amtes, den des Amtsvorstandes, mittig im Laderaum zu pos­tieren. Darauf nahm der Herr Staatsminister am Bahnhof Platz und wurde sicher zum Wein­weg kutschiert.

Zeitenwende um 1970

Die zunehmende Motorisierung der Landjugend machte um 1970 das Internat der Abteilung Landwirtschaft überflüssig. Die Internatsküche und der Aufenthaltsraum nutzte man jedoch weiterhin für die Mittagsverpflegung. Bei der Gebiets- und Verwaltungsreform 1972 konnten in den Internatsräumen Büros für die durch Eingliederung angewachsene Mitarbeiterzahl des Landwirtschaftsamtes eingerichtet werden. 1987 kam dort auch der EDV-Übungsraum mit 14 PC’s unter, den beide Abteilungen der Schule nutzten. Im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsre­form war 1972 mit der Eingliederung der bisherigen Saatzuchtinspektion Regensburg, der Boden­kulturstelle Weiden und der Pflanzenschutzfachberatung der Regierung der Oberpfalz das neue Amt für Landwirtschaft und Bodenkultur Regensburg geschaffen worden. Um das zusätzliche Personal sowie den Fuhr- und Gerätepark des Versuchswesens unterzubringen, wurde 1976 das bisherige Amtsgebäude aufgestockt und erweitert, wobei auch ein zusätzlicher Lehrsaal für die Schule entstand. Die Neuorientierung der Landwirtschaftsschulen im Jahre 1973 brachte anstelle der bisherigen zwei Schulwinter den dreisemestrigen Studiengang, wobei aus den Schülern Studierende wurden. Der neue Lehrplan mit einem fachpraktischen 2. Semester im Sommer mit 15 Schultagen (die „Schule“ hielt sich also) war stärker auf den zukünftigen Betriebsleiter ausgerichtet.

Niedergang

Schon in den 1990er Jahren zeichnete sich ein Rückgang der Schülerzahlen ab. Ab 1993 konnte deshalb in der Abteilung Landwirtschaft wechselweise jeweils nur ein Semester geführt werden. Mit der Verabschiedung des 3. Semesters im März 2003 wurde der Schulbetrieb ganz eingestellt. Interessenten aus dem Landkreis müssen seither auf Schulen der Nachbarlandkreise Cham, Nabburg oder Straubing ausweichen. Seit der Gründung im Jahre 1868 haben 3.378 Burschen die Schule absolviert. Die landwirtschaftliche Winterschule in Regensburg hatte also ausgedient. Nach 135 Jahren schloss die älteste Landwirtschaftsschule der Oberpfalz ihre Tore. Die dreisemestrige Hauswirtschaftsschule hatte schon seit 1982/83 wechselweise nur ein Semester geführt. 1991 musste sie schließlich geschlossen werden. Seither gibt es auch in Regensburg nur noch die Hauswirtschaftsschule in Teilzeitform. Im umgebauten Amtsgebäude in der Lechstraße wurde dazu eine neue Lehrküche eingerichtet.

Literatur

  • Theodor Häußler: Die Landwirtschaftsschulen in der Oberpfalz. Selbstverlag: Pentling 2022.

Weblinks

  • Erwähnung der Oberpfälzer Landwirtschaftsschulen auf Baierwein.de