Hüllweiher zur Wasserversorgung



Der Begriff „Hüll“ (auch: Hülle, Hüllweiher, Hüle) ist tief in der Kultur- und Landschaftsgeschichte der Jura-Region, besonders der Fränkischen Alb und Schwäbischen Alb, verwurzelt. Hier ist eine ausführliche Übersicht:[1]
Wasserknappheit und die Bedeutung von Hüllen
Die Wasserversorgung auf der Parsberger Kuppenalb stellte aufgrund des verkarsteten Untergrunds und der starken Rodung der Albhochfläche zwischen der Altmühl und der Schwarzen Laber eine große Herausforderung dar. Es war nicht nur wichtig, die Siedlungen mit Wasser zu versorgen, sondern auch das Nutzvieh. Um dies zu erreichen, wurde Oberflächenwasser in künstlichen Vertiefungen, den sogenannten “Hüllen”, gesammelt. Diese Hüllen sind künstlich angelegte Weiher in tonreichen Böden, in denen sich das Wasser über einen langen Zeitraum stauen kann. Daher enden viele Ortsnamen in der Region mit der kennzeichnenden Silbe “hüll”. Orte wie Tiefenhüll oder Thannhüll tragen den Hinweis auf eine historische Wasserstelle in ihrem Namen. Diese Namen deuten darauf hin, dass die Siedlungen um diese lebenswichtigen Wasserquellen herum entstanden sind. In trockenen Jahren war diese Art der Wasserspeicherung jedoch oft unzureichend. In solchen Zeiten wurde Wasser in Fässern mit Ochsenkarren vom Labertal mühsam auf die Hochebene transportiert. Folglich überzog bald ein Netz aus Wasserreservoirs die Region um die Wasserversorgung in der niederschlagsarmen Zeit zu gewährleisten.[2]
Unterschiedliche Nutzung der Hüllen:
- Trinkwasserreservoirs: In vielen Dörfern dienten sie als zentrale Trinkwasserquelle für die Bevölkerung.
- Viehtränken: Auf Feldern und in Wäldern gelegene Hüllen wurden zur Versorgung des Weideviehs genutzt.
- Löschwasserteiche: Sie standen als Wasserquelle für die Brandbekämpfung zur Verfügung.
- Soziale Treffpunkte: Im Winter nutzte die Dorfjugend die zugefrorenen Hüllen als Eisbahnen.[2]
Viehtränken in Dolinen – Funktion und Struktur
Neben den Hüllen spielten natürliche Dolinen eine zentrale Rolle für die Wasserversorgung des Weideviehs, insbesondere während der Feldarbeit oder beim Hüten auf der Weide. Diese Senken entstanden durch geologische Prozesse und eigneten sich als Viehtränken, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt waren:
- Erreichbarkeit durch Gelände, Triftwege und Besitzverhältnisse.
- Wasserspeicherung durch Tonabdichtungen.
- Gefahrloser Zugang, z.B. durch flache Böschungen oder künstliche Rampen.[2]
Ein Beispiel hierfür ist die „Keyhüll“ bei Parsberg. Man findet Sie wenn man dem Weg gegenüber des Zementwerks bei Eglwang etwa 1 km in den Staatswald folgt. Bereits seit dem 17. Jahrhundert wurden hier die Kühe der Parsberger und Eglwanger Bürger während der Weide zum Tränken geführt. Auch in Lupburg findet man mit der "Bachhüll", heute als Löschweiher verkannt, ein markantes noch bestehendes Beispiel der ehemaligen Wasserversorgung auf der Kuppenalb.
"Die Keyhüll" bei Parsberg
Die Keyhüll ist eine historische Viehtränke und Doline im Waldgebiet südlich von Parsberg, nahe dem Ortsteil Eglwang. Sie stellt ein bedeutendes kulturhistorisches Relikt dar und zeugt von der traditionellen Wasserversorgung auf der Albhochfläche. Die Keyhüll war seit dem 17. Jahrhundert ein zentraler Wasserplatz für das Weidevieh der Parsberger und Eglwanger Bevölkerung. In Zeiten ohne zentrale Wasserversorgung wurden solche Dolinen genutzt, um Regenwasser zu sammeln und für Mensch und Tier verfügbar zu machen. Der Name „Keyhüll“ leitet sich vermutlich von „Kuhhüll“ ab, was auf ihre Nutzung als Viehtränke hinweist.
"Die Bachüll" in Lupburg
Die Bachhüll in Lupburg ist als historischer Flurname in der Gemeinde Lupburg noch geläufig. Der Name weist eine frühere Wasserstelle oder Viehtränke hin. Der jetzige Löschweiher liegt an der Abzweigung von der Hohenfelser Straße auf die Seibertshofener Straße.
Ökologische und kulturelle Bedeutung heute
Die heute noch vorhandenen Viehtränken stellen markante Elemente der Kulturlandschaft dar und erfüllen, durch ihre Fähigkeit Wasser zu speichern, wichtige ökologische Funktionen für den umgebenden Naturraum.[3]
Durch ihre Fähigkeit zur Wasserspeicherung fördern sie die Biodiversität in der Umgebung des Reservoirs. In manchen Flurbereinigungsverfahren werden sie gezielt erhalten oder sogar wiederhergestellt.[1]
Quellenverzeichnis
- ↑ 1,0 1,1 „Kulturlandschaftliche Elemente in Bayern“ – Bayerisches Landesamt für Umwelt
- ↑ 2,0 2,1 2,2 [1] R. Glassl (2007): Viehtränken und Triftwege auf dem Tangrintel Agricola - Informationsblätter zur Kultur- und Naturgeschichte
- ↑ R. Glassl (2007): Viehtränken und Triftwege auf dem Tangrintel Agricola - Informationsblätter zur Kultur- und Naturgeschichte