Glashütte Lamberts
Glasmanufaktur in Waldsassen, (Oberpfalz, Bayern).
Firmengeschichte
Im Jahr 1906 wurde die „Neue Hütte“ mit der heute denkmalgeschützten Ofenhalle errichtet. 1934 kaufte Josef Lamberts, die zu diesem Zeitpunkt, in Folge der Wirtschaftskrise stillgelegte Glashütte und nahm die Produktion mundgeblasener Gläser wieder auf. Während des Zweiten Weltkriegs musste der Betrieb zwischen 1943 und 1946 unterbrochen werden, konnte jedoch unmittelbar nach Kriegsende erneut aufgenommen werden. Im Jahr 2011 wurde ein neuer Schmelzofen in Betrieb genommen, um den hohen Qualitätsansprüchen auch zukünftig gerecht zu werden. Heute wird die Glashütte Lamberts von Christian Baierl als Geschäftsführer geleitet (Stand: 2025).[1]
Traditionelle Glasherstellung
Die Glashütte Lamberts ist international bekannt für ihre Herstellung von mundgeblasenem Echtantikglas – einem Flachglas mit einzigartiger Struktur, Leuchtkraft und Transparenz. Dieses besondere Glas lässt sich ausschließlich im aufwendigen, traditionellen Zylinderverfahren herstellen – eine Technik, die seit Jahrhunderten nahezu unverändert überliefert wird. Die Herstellung beginnt mit der Mischung aus Quarzsand, Soda und Kalk – je nach Glasart in verschiedenen Verhältnissen. Für farbiges Glas werden zusätzlich Farbstoffe beigemischt. Das Gemenge wird anschließend in Öfen eingelegt und bei bis zu 1450 Grad Celsius für etwa 14 Stunden geschmolzen und vorbereitet. Der Glasmacher taucht anschließend seine Glasmacherpfeife in die flüssige Glasmasse, um einen Glasballen aufzunehmen. Unter Einsatz von Holzformen wird das Glas grob vorgeformt. Den entscheidenden Schritt im Anschluss übernimmt der Glasmachermeister: Er bläst die Kugel in die exakte, endgültige Form und verleiht dem Glas seine charakteristische Struktur. Der Glasballon wird dann an beiden Enden geöffnet und geweitet, um einen Zylinder entstehen zu lassen. Nachdem dieser erkaltet ist, wird er der Länge nach aufgeschnitten und nochmals erhitzt, um ihn aufklappen und strecken zu können. Abschließend wird die Glasfläche mit einem speziellen Holzwerkzeug geglättet – ein aufwändiger Prozess, der höchste Präzision erfordert.[2]
Denkmalschutz
Die Glashütte Lamberts ist ein gefragter Partner für die denkmalgerechte Restaurierung historischer Gebäude. Dank des traditionellen Herstellungsverfahrens kann originales Fensterglas in authentischer Qualität rekonstruiert werden. Somit bleibt der handwerkliche Charakter des historischen Erscheinungsbildes erhalten und zugleich wird das handwerkliche Können vergangener Epochen dokumentiert.[3]
Jedoch hat auch die Produktionsstätte selbst einen hohen denkmalpflegerischen Wert: Die Glashütte ist eins der letzten aktiven Industriedenkmäler der Glasherstellung. 2009 wurde eine umfangreiche Generalsanierung des Dachs beschlossen. Dieses aufwendig konstruierte Dach wurde 1896 ursprünglich für die Landwirtschaftsjubiläums-Ausstellung in Nürnberg gefertigt. 1904 wurde dieses Dach ab- und 1906 in Waldsassen wiederaufgebaut.[4] Aufgrund offensichtlicher Schäden am Holz war eine Generalsanierung dringend nötig. Die Bauzeit betrug 15 Monate, wobei stets bei laufendem Betrieb restauriert wurde. Insgesamt wurden 100 m³ Fichten- und Kiefernholz als maßfertige Einzelteile verbaut.[5] Unterstützt wurde dieses Großprojekt durch die Denkmalpflege, den Landkreis Tirschenreuth und den Bezirk Oberpfalz – letzterer zeichnete das Projekt 2011 mit dem Kulturpreis aus. [6]
Seit 2023 ist das Traditionshandwerk der manuellen Glasfertigung als Immaterielles Kulturerbe in die UNESCO-Liste aufgenommen worden – ein wichtiger Schritt zur Anerkennung und Bewahrung dieses einzigartigen Kulturguts.[7]
Auszeichnungen[8]
- 2008: Goldmedaille Denkmal – für herausragende Leistungen in der Denkmalpflege Europas
- 2010: Glasstraßenpreis
- 2011: Deutschland – Land der Ideen – Ausgewählter Ort
- 2011: Innovationspreis 2011 für das neuentwickelte Denkmalschutz-Isolierglas
- 2011: Kulturpreis Denkmalpflege Oberpfalz
- 2012: Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung 2012
- 2015: manuelle Glasfertigung als Immaterielles Kulturerbe auf nationaler Ebene
- 2023: traditionelle Methode mundgeblasener Flachglasfertigung als Immaterielles Weltkulturerbe durch UNESCO ausgezeichnet
Einzelnachweise
- ↑ vgl. Glashütte Lamberts Waldsassen GmbH (Hrsg.): Firmengeschichte: in: lamberts.de, URL: https://lamberts.de/firmengeschichte, aufgerufen am 08.09.2025.
- ↑ vgl. Glashütte Lamberts Waldsassen GmbH (Hrsg.): Glasherstellung, in: lamberts.de, URL: https://lamberts.de/unsere-glasherstellung, aufgerufen am 08.09.2025.
- ↑ vgl. Glashütte Lamberts Waldsassen GmbH (Hrsg.): Denkmalschutz, in: lamberts.de, URL: https://lamberts.de/denkmalschutz, aufgerufen am 08.09.2025.
- ↑ vgl. Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH (Hrsg.): Glashütte Lamberts Waldsassen. Aufwändig sanierte Dachkonstruktion, in: bm-online.de, URL: https://www.bm-online.de/allgemein/aufwaendig-sanierte-dachkonstruktion/, aufgerufen am 08.09.2025.
- ↑ vgl. Karl Roth, Baumeister GmbH & Co. KG. (Hrsg.): Glashütte Lamberts in Waldsassen, in: roth-baumeister.de, URL: https://www.roth-baumeister.de/glasfabrik-lamberts-in-waldsassen, aufgerufen am 08.08.2025.
- ↑ vgl. Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH (Hrsg.): Glashütte Lamberts Waldsassen. Aufwändig sanierte Dachkonstruktion, in: bm-online.de, URL: https://www.bm-online.de/allgemein/aufwaendig-sanierte-dachkonstruktion/, aufgerufen am 08.09.2025.
- ↑ vgl. Herda, Jürgen: Glashütte Lamberts jubelt: Manuelle Glasfertigung ist Immaterielles Kulturerbe der Menschheit, in: oberpfalzecho.de, URL: https://www.oberpfalzecho.de/beitrag/glashuette-lamberts-jubelt-manuelle-glasfertigung-ist-immaterielles-kulturerbe-der-menschheit, aufgerufen am 08.09.2025.
- ↑ vgl. Glashütte Lamberts Waldsassen GmbH (Hrsg.): Firmengeschichte: in: lamberts.de, URL: https://lamberts.de/firmengeschichte, aufgerufen am 08.09.2025.