Erste Wasserversorgung von Parsberg - Gusseiserne Tröge

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Gusseiserne Trog am Friedhof in Parsberg
Gusseiserne Trog am Friedhof in Parsberg

Auf dem Friedhof in Parsberg stehen sieben gusseiserne Wassertröge, die heute noch als Gießwasserbehälter für die Grabpflege dienen. Diese historischen Behälter stammen aus dem 19. Jahrhundert und erinnern an einen bedeutenden Fortschritt in der Wasserversorgung der Stadt – ein Fortschritt, der für die Hochfläche der Oberpfälzer Kuppenalb einst von elementarer Bedeutung war.

Wasser – ein kostbares Gut auf der Kuppenalb

Parsberg liegt auf der wasserarmen Hochfläche der Oberpfälzer Kuppenalb. Der kalksteinhaltige, wasserdurchlässige Untergrund ließ Niederschläge schnell versickern und erschwerte die Speicherung von Wasser erheblich. Der Grundwasserspiegel lag rund 150 Meter tiefer im Tal der Schwarzen Laber – ein Umstand, der die Errichtung eines Tiefbrunnens zu einem extrem teuren Unterfangen machte.[1]

Mangels Alternativen war die Bevölkerung lange Zeit auf Regenwasser angewiesen, das in sogenannten „Hüllen“ – gemauerten Zisternen – gesammelt wurde. In trockenen Sommern leerten sich diese Behälter jedoch rasch. Dann blieb oft nur die mühsame Wasserbeschaffung aus dem Tal der Schwarzen Laber.[1]

Die erste Wasserleitung – ein Meilenstein

Zunächst dachte man über einen Brunnen nach, doch die finanziellen Mittel fehlten. Eine Untersuchung der Bauinspektion Amberg führte schließlich zur Empfehlung, eine Wasserleitung von der Quelle in der Hammermühle bis auf die Parsberger Hochfläche zu verlegen[1] – ein ambitioniertes Vorhaben, das nicht nur technische Herausforderungen mit sich brachte, sondern auch langfristig wirtschaftlicher erschien.

1843 überstiegen die geschätzten Kosten für ein Pumpwerk mit Leitungsnetz allerdings noch die Möglichkeiten der Stadt. Erst Bürgermeister Dr. Boecale gelang es im Jahr 1850,[2] das Projekt zu realisieren: Fortan strömte frisches Quellwasser durch ein neu errichtetes Leitungssystem in die gusseisernen Brunnenbecken, die auf den öffentlichen Plätzen verteilt waren – eine Revolution für die Lebensqualität der Bevölkerung.

Dritter Gusseiserne Trog am Friedhof in Parsberg
Dritter Gusseiserne Trog am Friedhof in Parsberg

Die Hammermühle – Ursprung der Wasserversorgung

Die Hammermühle, ein heute zur Stadt gehörender Ortsteil, war der Ausgangspunkt dieser Innovation. Im Jahr 1866 entstand dort ein Wasserwerk, das die kontinuierliche Versorgung sicherstellte. Die Mühle selbst kann auf eine Geschichte bis ins 14. Jahrhundert zurückblicken und ist somit nicht nur technikgeschichtlich, sondern auch kulturhistorisch von Bedeutung.[3]

Gusseiserne Tröge als Zeugnisse der Stadtgeschichte

Vierter Gusseiserne Trog am Friedhof in Parsberg
Vierter Gusseiserne Trog am Friedhof in Parsberg

Mit der späteren Einführung der modernen Wasserdirektversorgung verloren die gusseisernen Wasserbecken ihren ursprünglichen Zweck. Doch anstatt sie zu entsorgen, fanden sie eine neue Aufgabe: Sie wurden auf den Friedhof in Parsberg gebracht,[1] wo sie bis heute nicht nur als funktionale Gießwasserbehälter für die Grabpflege dienen, sondern auch als stille Mahnmale an die ersten Schritte der städtischen Wasserversorgung. Als solche bewahren sie das Andenken an einen Wendepunkt in der Technik- und Kulturgeschichte Parsbergs.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Skalet,Hans "Gusseiserne Tröge als Zeugnisse der Stadtgeschichte", Parsberger Stadtblatt, Ausgabe 4/2024, Seite 17
  2. https://www.oberpfalzwiki.de/Lorenz_Boecale?utm_source=chatgpt.com
  3. https://www.heimatforschung-regensburg.de/273/1/Informationsblatt2-1999.pdf