Amberger Liedertisch
Der Amberger Liedertisch ist eine steinerne Rundtafel. Er wurde 1590/91 für den kleinen Rathaussaal von Kaspar von der Sitt und Leonhard Deinfelder in Amberg angefertigt. Die Tischplatte gehört zu den Meisterwerken der Steinätzkunst im süddeutschen Raum. Sie bekundet in den Darstellungen ein Bekenntnis des Amberger Rates zum lutherischen Glauben. Dies war von erheblicher Bedeutung, denn der damalige Pfälzische Landesherr, Kurfürst Friedrich IV., war Calvinist. In die Platte sind die Noten und der Text der Motette "Weil du, Herr Christ ..." für sechs Stimmen eingeätzt, eines der bedeutendsten Stücke evangelischer Kirchenmusik des 16. Jahrhunderts.[1][2][3] Der Amberger Liedertisch befindet sich im Amberger Stadtmuseum.
Beschreibung
Die Kalksteinplatte des Amberger Liedertisch hat einen Durchmesser von 1,28 m und besteht aus acht konzentrischen Kreisen.[3] In der Mitte ist das Stadtwappen Ambergs dargestellt, das von einem Löwen gehalten wird und von einer Widmung umgehen ist: "Dem Ehrnvesten fürsichtigen Erbarn vnd weisen Bürgermeistern vnd Rathe der Churfl. Statt Amberg, vnsern gebiettenden Geherrn, haben wir hie unde benante, dise Rundtaffeln zu ehrn gemacht.". Im zweiten Kreis folgen die sieben Wochentage, danach im dritten Kreis die sieben Planetengötter und die zwei Tierkreiszeichen. Im vierten Kreis sind die Wappen und Namen der Bürgermeister und Ratsmitglieder nach der Ratswahl 1590 zu sehen gefolgt von zwölf Stundengebeten und zwölf christlichen Sinnsprüchen. Im sechsten Kreis sind die 24 Stunden des Tages durch römische Ziffern symbolisiert. Der siebte Kreis besteht aus 24 achtzeiligen Strophen über das Leben und das Leiden Christi. Der äußerste Kreis schließlich enthält Noten und Text einer Motette für sechs Stimmen in zwölf Strophen.[4]. Die anonyme Komposition wird dem in Hahnbach geborenen Renaissancekomponisten Andreas Raselius zugeschrieben.
Würdigung
Die Besonderheit des Amberger Liedertischs wurde vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat mit der Aufnahme in die Liste 100 Heimatschätze Bayerns gewürdigt.[2]
Literatur
- Amberger Geschicht'n. Hrsg.: Stefan Helml, April 1984, S. 23-24
Einzelnachweise
- ↑ Das Kurfürstliche Amberg | AMBERG.MUSEUM -, abgerufen am 11. Februar 2025
- ↑ 2,0 2,1 Heimatschätze, abgerufen am 11. Februar 2025
- ↑ 3,0 3,1 Amberger Geschicht'n. Hrsg.: Stefan Helml, April 1984, S. 23-24
- ↑ Amberger Liedertisch (Amberg) in Kulturatlas-BAYERN, abgerufen am 11. Februar 2025