Altstraßen im Bereich der TK 25 6939 Donaustauf
Seit der Keltenzeit besiedelt
Weit schweift der Blick von der Walhalla über die Donauebene, den Gäuboden und das niederbayerische Hügelland. Ein ähnlicher Blick dürfte sich den mittelalterlichen Besatzern des Bergfrieds der Burg Donaustauf geboten haben. Ihre Aufgabe war die Sicherung der Donau, einer uralten Völkerstraße nach Südosten, auf der einst auch die legendären Nibelungen unterwegs gewesen sein sollen.
Donaustauf, dessen Burgberg bereits in keltischer Zeit besiedelt war, passierte in römischer Zeit die Donausüdstraße und folgte der Donau über Straubing, Künzing, Pleinting (?) nach Passau. Die Donau bildete ab Regensburg den „nassen Limes“ gegen die Germanen im „Barbaricum“. Die mittelalterliche Geschichte des Reichsgutes um Donaustauf hat Diethard Schmid im Historischen Atlas von Bayern ausführliche behandelt.[1]
Übrigens nutzten die Karolinger, die keine feste Hauptstadt hatten, noch Jahrhunderte nach dem Abzug der Römer deren Straßensystem, wenn sie im Umherziehen von Pfalz zu Pfalz regierten („Reisekönigtum“).[2]
Karolingisches Königsgut entlang der Donau
Ein fruchtbarer Streifen Landes in einer Breite von etwa vier Kilometern zog sich im Südosten Regensburgs über Schwabelweis, Tegernheim und Donaustauf bis hinunter nach Wörth an der Donau. Im frühen Mittelalter waren diese 14 Kilometer lange Strecke ausgesprochenes Königsgut und diente der Versorgung des Reichsklosters St. Emmeram, das bei den Aufenthalten der Könige in Regensburg zu ihren Reichsversammlungen für Unterkunft und Verpflegung zu sorgen hatte. Der Gäuboden lieferte Getreide, saftiges Gras für Pferde und Rinder und an den Hängen von Bach und Kruckenberg wuchs der Donauwein. An den Bächen, die der Donau zustrebten, muss es zur Verarbeitung des Getreides eine Reihe von Mühlen gegeben haben, die in den Urkunden nicht eigens genannt werden. In der Folgezeit kam es zu großzügigen Schenkungen verschiedene Könige an geistliche Institutionen in Regensburg, sei es das Hochstift Regensburg, sei es das Reichskloster St. Emmeram, dem im Jahre 888 Besitz in Weichs geschenkt wurde. In Bach befanden sich schließlich Besitzungen des Regensburger Bischofs und des Klosters Niedermünster. Allerdings gab es in Orten entlang der Donau nicht nur königlichen und geistlichen, sondern auch adeligen Besitz. Besitz bzw. Ministerialen des Hochstifts Regensburg im Bereich der Burg Donaustauf verzeichnen zudem mehrfach die Traditionen des Hochstifts unter „Stauf“.[3]
Ausgedehnte Königsforste um Regensburg
In den Wäldern des Kreuther und Donaustaufer Forsts ging Kaiser Karl der Große im Jahre 803 bei seinem Aufenthalt in Regensburg auf die Jagd. Mit einer Königsurkunde Ludwigs des Deutschen von 874 wird erstmals der große Königsforst nördlich der Donau erkennbar, dem auch der Wörther Forst und der Sulzbacher Forst angehörte und der bis zur Donau reichte. Auch der Ort Steinbrückl gehörte dazu, ebenso die heutigen Forstmühler, Kreuther und Donaustaufer Forstgebiete, die zu beiden Seiten des Sulzbachs liegen und das Kernstück des heutigen Thurn und Taxischen Forstbesitzes bilden. Ursprünglich befand sich ich nach Peter Schmid ein „unendlich weites Forstgebiet“, das nach und nach durch königliche Schenkungen zu großen Teilen ab die Kirche überging.
Die genannten Forstgebiete nördlich der Donau dienten der Schweinmast, Schweinezucht, Holzgewinnung, Zeidel- und Viehweide, der Fischzucht sowie der Jagd. Damit war bereits in karolingischer Zeit für die Aufenthalt der Karolinger in Regensburg bereits eine breite wirtschaftliche Basis geschaffen, die für die königliche Hofhaltung die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellten. Geistliche Besitzer profitierten in späteren Jahrhunderten durch großzügige Schenkungen von diesen königlichen Vorgaben.[4]
Der Erschließung des dichten Forstgebiets nördlich der Donau am Donauknie bei Donaustauf dienten die zahlreichen Hohlwegsysteme, die von der Donau nordwärts die Höhen des Vorwaldes bis hinauf nach Wenzenbach, Bernhardswald und Altenthann erschlossen. Unwahrscheinlich ist allerding die Tatsache, dass es durch die Wälder des Vorwaldes, die das Donautal vom Regental trennen, keine direkte Altwegeverbindung von Regensburg ins Chamer Becken gegeben haben soll.
Unbekannte Altwege zwischen dem Donautal und der Chamer Senke?
Eine entsprechende Trasse vermutet wenigstens Stephan Freund für das Jahr 819, als sich der Regensburger Bischof Baturich mit einer Delegation nach Cham begab, um die Mark Cham zurückzugewinnen, die dem Bischof entfremdet worden war.[5] Aufgabe der Altwegeforschung wird es künftig sein, mögliche Altwegetrassen durch den Staufer Forst zwischen Regensburg bzw. Donaustauf und dem Chamer Becken zu ermitteln.
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6939: Donaustauf
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6939: Donaustauf
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6939: Donaustauf
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6939: Donaustauf
Einzelnachweise
- ↑ Diethard Schmid: Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe I Heft 41: Das Landgericht Stadtamhof, die Reichsherrschaften Donaustauf und Wörth. Hrsg.: Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1976, ISBN 3-7696-9904-1, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00007675-4
- ↑ Peter Schmid: Regensburg – Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter. Kallmünz 1977, S. 6 - 13
- ↑ Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram. Hrsg. von J. Widemann. München 1943, Nr. 170, Nr, 957
- ↑ Peter Schmid: Regensburg – Stadt der Könige und Herzöge im Mittelalter. Kallmünz 1977, S. 113-117
- ↑ Stephan Freund: Von Ohr zu Ohr – Einblicke in die früh- und hochmittelalterliche pragmatische Kommunikation in Ostbayern. In: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner: Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. Hrsg.: Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner, Regensburg 2022, ISBN 978-3-7917-3279-4, S. 83 – 98