Altstraßen im Bereich der TK 25 6333 Gräfenberg
Gräfenberg - Das Tor zu Fränkischen Schweiz
Die Stadt Gräfenberg nennt sich „Südliches Tor zur fränkischen Schweiz“ und liegt an der Bundesstraße B 2, die von Nürnberg über Bayreuth nach Hof führt. Der Begriff „Fränkische Schweiz“ ist erst im 18. Jahrhundert entstanden. Nürnberger Quellen des frühen 16. Jahrhunderts sprechen nur vom „Gebürg“, wenn sie diese Bergregion meinen. Der mittelalterliche Dichter Wirnt von Gräfenberg wird hier lokalisiert.
Gräfenberg liegt an der Albtraufe der Fränkischen Schweiz am Übergang vom Braunen Jura im Tal zum Weißen Jura auf den Höhen. Das Stadtgebiet weist daher große Höhenunterschied zwischen 400 m und 550 m auf. Das Flüßchen Kalkach, das durch den Ort fließt, entwässert zur Schwabach hin.
In einem Rechtsgeschäft mit dem nahen Kloster Weißenohe wird Gräfenberg 1172 erstmals urkundlich genannt. Seit 1333 im Besitz der Nürnberger Patrizierfamilie Haller, erwarb die Reichstadt Nürnberg im 16. Jahrhundert die Stadt, was sich bis heute auch im Stadtwappen dokumentiert. Gräfenberg war Sitz eines eigenen Amtes. Das nur wenige Kilometer von Gräfenberg entfernte ehemalige Benediktinerkloster Weißenohe, eine eigene Gemeinde, wurde 1059 von dem vormaligen Pfalzgrafen Aribo II. gegründet und gehörte zum Nordgau bzw. zur Oberen Pfalz, was sich auch im Mischdialekt der Region zwischen dem Fränkischen und dem Oberpfälzischen niederschlägt. Das Kloster ragt wie ein Fremdkörper in das Gebiet der Reichstadt Nürnberg hinein und im Lauf seiner 700jährigen Geschichte versuchten sowohl Nürnberg als auch das Hochstift Bamberg mehrfach das Kloster in ihren Besitz zu bekommen.
Lage an einer Salzstraße
Die Bundesstraße B 2 liegt auf der Trasse einer alten Salzstraße. Ganz Nordbayern wurde aus den Solequellen von Reichenhall mit Salz beliefert. Die einzelnen Wege bzw. Stationen in Franken sind bislang nur ansatzweise erforscht.
Bis zum Ende der alten gesellschaftlichen, staatlichen und wirtschaftlichen Ordnung um 1800 war das Salzstraßenwesen durch den Wegezwang gekennzeichnet. Die Abgabe des Salzes („Verschleiß“) durfte nur entlang bestimmter, vorgeschriebener Strecken erfolgen. Die räumliche Struktur des Verschleißsystems von Salz hatte sich im Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter herausgebildet. Ein wichtiger Faktor, neben der sich entwickelnden Landesherrschaft war dabei ständische Freiheiten der Städte und Märkte. Der Handel mit Salz war zwar ein herzogliches Monopol, doch eine Reihe von Städten und Märkten erhielt das Privilegium der Salzniederlage und des Handels mit Salz. Entsprechend dem Charakter solcher Privilegien findet sich in den ständischen Freibriefen das Verbot, Salz abweichend von den festgelegten Routen zu transportieren.[1]
Das in Kissingen produzierte Steinsalz war im Handel nicht konkurrenzfähig. Es entwickelte sich aber neben Bad Kissingen ein reger Bade- und Kurbetrieb mit schließlich neun Heil- und Mineralbädern in den drei fränkischen Regierungsbezirken. [2]
Salz aus der Oberpfalz für Franken?
Auch wenn die nächsten bedeutenden Förderstätten des Massenguts Salz von der Oberpfalz weit entfernt waren, so scheint wenigstens ein Teil des Salzhandels mit Nordbayern über Regensburg und Amberg gelaufen zu sein, wobei sich die Vils als Transportweg des Massenprodukts Salz von Regensburg her anbot. In Regensburg hatte sich vermutlich bereits im 12. Jahrhundert eine Genossenschaft von „Salzherrn“ etabliert, die den Zwischenhandel mit Salz organisierte, während im Urbar von 1326 eine Gruppe von Handelsleuten genannt wird, die in Amberg den Salzverschleiß in Händen hatte. Natürlich nur gegen entsprechende Abgaben an den Herzog. Allerdings verlief der Salzhandel zwischen Regensburg und Amberg nicht immer problemlos.
„Flußabwärts Eisen, flußaufwärts Salz – das ist der Handel der oberen Pfalz“. Diesen Spruch lernten die Amberger Kinder im Heimatkundeunterricht. Auf dem Landweg wurde das begehrte „weiße Gold“ schließlich weiter transportiert, in den Städten gelagert und versteuert und schließlich über das flache Land verteilt. Die Gegenfracht zum Eisen machte den Salzhandel für Amberg lukrativ. Dabei kam es zu beachtlichen Quantitäten, die gehandelt wurden.
Die erste sicher Quelle über den Amberger Salzhandel ist die Erwähnung eines Heinrich mit dem Beinamen „Salzmesser“, der im Jahre 1169 dem Kloster Ensdorf an der Vils ein Gut in Ebermannsdorf schenkte. Es scheint also in der Mitte des 12. Jahrhunderts bereits ein Salzmesseramt gegeben zu haben, das nicht nur dem lokalen Markt gedient haben muss. Spätestens in der Mitte des 13. Jahrhunderts hatte sich eine regelmäßiger Schiffstransport von Salz in größeren Mengen zwischen Regensburg auf Naab und Vils etabliert. Im Jahre 1410 wird erstmals ein Salzhaus am Amberger Markte erwähnt. [3]
Salz für Nürnberg, das Bistum Bamberg und die Markgrafschaft Bayreuth
Wie der Amberger Stadtchronist Michael Schwaiger in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts berichtet, war es für Amberger Bürger möglich ein größeres Quantum an Salz aus den städtischen Salzstädeln zu erwerben und in die umliegenden Städte, ins Bistum Bamberg und in den Bereich der Markgrafschaft Nürnberg-Bayreuth und anderswo hin zu verführen. Allerdings kommt Norbert Hirschmann bei seiner Auswertung von Amberger Zollakten und aus den Meldungen der Jahreserträge für die oberpfälzischen Hauptzollstätten zu dem Fazit, dass sich der Salzhandel in der Oberpfalz keineswegs auf die Wasserstraße Naab/Vils beschränkte und die Bedeutung Ambergs im Salzhandel, im Gegensatz zu Ambronn, bislang in der Forschung stark überschätzt wurde. Das auf dem Landweg transportierte Salz („Achsensalz“) stellte zur Naab-Vils-Schifffahrt eine große Konkurrenz dar.
Nach dem oberpfälzischen Zoll-Überlandregister von 1527 verzollten fränkische Fuhrleute aus Bamberg, Bayreuth, Bruck b. Nürnberg, Hersbruck, Lauf, „Pentenheim“, Weismain, Wertheim, Wiesentau, und Wunsiedel offenes Salz, das über die Grenzen der „Oberen Pfalz“ geführt wurde. In einem Rechtsstreit der Stadt Amberg wird in einem Scheiben der kurfürstlichen Regierung in Amberg, das im Jahre 1651 nach München ging, nochmals ausdrücklich auf die Bedeutung Ambergs für die Versorgung Frankens mit Salz hingewiesen. [4]
Konkurrenz mit „Achsensalz“
Parallel zu Naab und Vils gab es einen konkurrierenden Landweg über Burglengenfeld, Schwandorf und Pittersberg nach Amberg. Ein nach Hirschmann „wohl nicht unerheblicher Teil“ der über Regensburg laufenden Salzversorgung der Stadt Nürnberg lief nicht über Amberg, sondern auf verschiedenen Trassen über Hemau und den Jura. Ausdrücklich werden als Zollstätten für Salz in Pollanten, Höfen/Freystadt, Seligenporten sowie die Trasse durch das Lauterachtal über Schmidmühlen, Utzenhofen und Lauterhofen in Richtung Nürnberg genannt.
Eigens auf einer Karte belegt Hirschmann weitere Salzstraßen von Nabburg über Kaltenbrunn und Kemnath nach Bayreuth und weiter nach Hof bzw. Wunsiedel. Natürlich gingen auch von Amberg, der „Kopfstation“ der Vilsschifffahrt, auf Salzstraßen nach Franken in die benannten Gebiet des Bistums Bamberg und in die Markgrafschaft Bayreuth, wobei Auerbach, Kirchenthumbach, Pressath, Liebenstein, Henfenfeld und Hollerbach als Zollstationen fungierten und in Bärnau eine Salzstraße nach Böhmen abzweigte. Allerdings waren im 18. Jahrhundert an unterschiedlichen Orten weitere zusätzliche Salzniederlagen entstanden.[5]
Salzumschlag in Cham
Neben Amberg war auch die Cham für den Salzhandel sowohl mit Nordbayern als auch mit Böhmen von großer Bedeutung. Eine Verordnung von 1270 regelt die Zollabgaben aus dem Salzverkauf in Cham und differenziert in der Höhe der Abgaben zwischen dem, was für Böhmen bestimmt war, was nach „Munichen“ (=Waldmünchen) ging und was schließlich nach Nürnberg bzw. „über die Naab“ gehen sollte.
Cham bezog sein Salz vermutlich ebenfalls über Straubing, das beim Amberger Chronisten Schwaiger ausdrücklich als Bezugsquelle für Salz genannt wird. Es versorgte offenbar auf dem Weg über den Stallwanger Sattel das südwestliche Böhmen und die südöstliche Oberpfalz. Allerdings sind die Wege des Salzes „über die Naab“ bislang nicht erforscht.[6]
Weblinks
- Karte der Hohlwege, Steige und Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6333: Gräfenberg
- Karte der Hohlwege im Bereich der TK 25 Blatt 6333: Gräfenberg
- Karte der Steige im Bereich der TK 25 Blatt 6333: Gräfenberg
- Karte der Denkmäler im Bereich der TK 25 Blatt 6333: Gräfenberg
Einzelnachweise
- ↑ Lorenz Maier: Salzstraßen in Bayern, in: Salz macht Geschichte. Aufsätze. Augsburg 1995, S. 280 - 287
- ↑ Winfried Schenk: Salz in Franken – historische und geographische Aspekte, in: Salz macht Geschichte. Aufsätze. Augsburg 1995, S. 267 – 279
- ↑ Karl-Otto Ambron: Der Salzverschleiß in der Oberpfalz vom Mittelalter bis in das ausgehende 18. Jahrhundert, in: Salz macht Geschichte. Aufsätze. Augsburg 1995, S. 288 - 296
- ↑ Karl-Otto Ambron: Der Salzverschleiß in der Oberpfalz vom Mittelalter bis in das ausgehende 18. Jahrhundert, in: Salz macht Geschichte. Aufsätze. Augsburg 1995, S. 289 - 291
- ↑ Norbert Hirschmann: Salzhandel in der Oberpfalz bis zum 30jährigen Krieg unter besonderer Berücksichtigung der Residenzstadt Amberg, in: Das Salz in der Rechts- und Handelsgeschichte 1991, S. 127 – 129 mit Karte
- ↑ Nürnberger Urkundenbuch. Nürnberg 1959, Nr. 447, S. 277